Wiederholung: "Ein bisschen viel": Schwimmpaar Gose und Märtens im Dauerstress

Neben Olympiasieger Florian Wellbrock ist Europameister Lukas Märtens die größte Medaillenhoffnung der deutschen Beckenschwimmer. Auch seine Freundin Isabel Gose hat den internationalen Durchbruch geschafft.

Fukuoka (SID) Isabel Gose stehen stressige Tage bevor - körperlich und emotional. Denn die Europameisterin will nicht nur nach ihrer ersten WM-Medaille greifen, in Gedanken schwimmt sie auch mit ihrem Freund Lukas Märtens mit. Und der mutet sich in Fukuoka wieder ein Mammutprogramm zu. "Ich bin bei meinen eigenen Rennen schon sehr aufgeregt, dann bin ich bei seinen Rennen noch aufgeregt", sagte die 21-Jährige dem Sport-Informations-Dienst (SID), "ich bin ein sehr emotionaler Mensch, und das ist dann immer ein bisschen viel für mich."

Vor einem Jahr war es besonders viel: Innerhalb weniger Minuten gewann das Magdeburger Schwimmpaar in Rom EM-Doppelgold - und Gose wäre "am liebsten durchgerannt zu ihm ins Wasser rein". Es motiviere ihn enorm, sagte Märtens dem SID, "wenn man weiß, dass jemand die ganze Zeit dabei ist und ohne Ende mitfiebert".

Diesmal liegen zum WM-Start am Sonntag die Finals über 400 m Freistil eine halbe Stunde auseinander, und ein ähnlicher Triumph ist illusorisch. Doch zumindest Märtens, der als Vize-Weltmeister antritt, spekuliert auf die erste Medaille für die deutschen Beckenschwimmer in Fukuoka. "Über die 400 m sehe ich meine größten Chancen. Nicht nur, weil ich dort in der Weltrangliste derzeit Zweiter bin, sondern weil mir diese Strecke einfach liegt", erklärte der Trainingspartner von Olympiasieger Florian Wellbrock: "Ich muss mir dort eigentlich gar keinen Kopf machen und einfach nur schwimmen."

Einfach nur schwimmen will Märtens fast nonstop - nach den 400 m auch über 200, 800 und 1500, außerdem in der 4x200-m-Staffel. "Das Programm wird auf jeden Fall noch schwerer und anspruchsvoller als beim letzten Mal", sagte der 21-Jährige, der anders als bei der WM im letzten Jahr auch über 800 m ins Finale kommen will.

Seinem Coach gefällt das nicht. "Wir haben lange diskutiert, ich habe immer wieder nachgehakt, ob er sich sicher ist", berichtete Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn, "ich habe eine andere Meinung." Vor allem befürchtet der Erfolgscoach, dass Märtens' "zweitgrößte Chance, eine Medaille zu machen" - über 800 m - durch die Rennen über 200 m kurz zuvor leiden könnte, "das beißt sich".

Märtens geht als Weltranglistendritter auf die zweitlängste Beckenstrecke, auf der er im April in Berlin auch schon Wellbrock geschlagen hat. Und dem er durchaus beim historischen Vorhaben, erster deutscher Vierfach-Weltmeister zu werden, einen Strich durch die Rechnung machen könnte - neben den internationalen Stars um Doppel-Olympiasieger und Titelverteidiger Bobby Finke (USA).

Die Resultate von Fukuoka werden entscheiden, wie Märtens die Olympischen Spiele im nächsten Jahr angeht. Als einer der ersten Vier könnte er sich bereits für Paris qualifizieren. Dort allerdings, betonte Berkhahn, solle er sich auf seine Stärken konzentrieren: "Wir müssen für Paris eine klarere Idee haben, nicht alles so breit streuen."

Gose hat ein ähnliches WM-Programm, nur über 200 m geht sie nicht an den Start. Mit ihrem kompletten EM-Medaillensatz in Rom hat sie zwar ihren internationalen Durchbruch geschafft, laut Berkhahn auch "bei der Geschwindigkeit noch mal einen Sprung" gemacht, auf WM-Niveau aber vor allem mit der siebenmaligen Olympiasiegerin Katie Ledecky (USA), deren australischer Rivalin Ariarne Titmus und dem kanadischen Jungstar Summer McIntosh übermächtige Konkurrenz.

"Ich möchte persönliche Bestleistungen schwimmen und sehen, wohin ich damit komme", formulierte Gose daher vorsichtig ihre WM-Ziele. Außerdem schwimmt sie ja auch noch mit ihrem Freund mit.

SID tl us

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