Gewinner und Verlierer der 110. Tour de France

Gewinner:

Streckenplaner: Was für ein Spektakel, was für eine Tour! Bei der 110. Ausgabe der Großen Schleife haben sich die Streckenplaner selbst übertroffen. Der Auftakt im Baskenland war nicht nur extrem stimmungsvoll, sondern sorgte auch direkt für Spannung im Gesamtklassement. Jede Menge Berge galt es für die Fahrer zu überwinden - die Rückkehr des legendären Puy de Dome sorgte für Gänsehaut - und trotzdem kamen sowohl Ausreißer als auch Sprinter bei der extrem vielseitigen Tour immer wieder auf ihre Kosten.

Jonas Vingegaard: Das dänische Dominator hat seinen Titel auf beeindruckende Weise erfolgreich verteidigt. Ja, Tadej Pogacar lieferte Vingegaard lange ein extrem hochklassiges Duell auf Augenhöhe, doch letztendlich war gegen die absolute Weltklasse des 26-Jährigen kein Kraut gewachsen. Erst schockte Vingegaard die Radsportwelt, als er in einem denkwürdigen Zeitfahren alles in Grund und Boden fuhr, tags darauf nutzte er Pogacars Einbruch auf der Königsetappe in den Alpen eiskalt aus.

Bahrain Victorious: Nach dem tragischen Unfalltod des Schweizer Profis Gino Mäder rund zwei Wochen vor Tourstart stand das Team von Phil Bauhaus und Nikias Arndt unter Schock. Auf beeindruckende Weise aber wandelten die Fahrer von Bahrain Victorious ihre Trauer in den vergangenen drei Wochen in positive Energie um. Unter dem Motto #rideforGino reihte das Team Topleistung an Topleistung und durfte dem Verstorbenen schließlich drei Etappensiege widmen.

Georg Zimmermann: Der kletterstarke Allrounder war neben Sprinter Bauhaus die große positive Überraschung aus deutscher Sicht. Auf der zehnten Etappe schrammte Zimmermann haarscharf am ersten Tour-Etappensieg vorbei, als er sich erst im Sprint einer Ausreißergruppe geschlagen geben musste und Zweiter wurde. Die Chancen dafür, dass es in den kommenden Jahren mit dem Tageserfolg klappt, stehen gut.

Verlierer:

Fans: Die Tour de France lebt wie kein zweites Sportevent von der Nähe zwischen Fahrern und Fans, die an den Anstiegen der Grand Nation für eine fantastische Stimmung und atemberaubende TV-Bilder sorgen. In diesem Jahr aber wurden die negativen Aspekte dieser Nähe nur allzu deutlich. Reißzwecken auf der Straße, Bengalos mit giftigem Rauch, das Verursachen von Stürzen, die Beeinflussung des Rennens: Immer wieder sorgten Fans für Negativschlagzeilen. Es sind Einzelfälle, dem Image der Radsport-Fans schaden sie dennoch.

Motorräder: Die Fans waren nicht die einzigen, die das Renngeschehen in diesem Jahr negativ beeinflussten - auch die Begleitmotorräder spielten immer wieder eine unrühmliche Rolle. Auf der 14. Etappe wurde Pogacar im Sekundenkampf mit Vingegaard ausgebremmst, weil ein Motorrad in den Fanmassen nicht rechtzeitig nach vorne entweichen konnte. Tage später dann erwischte es am Col de la Loze auch den Titelverteidiger selbst, nachdem ein Motorradfahrer seine Maschine am steilen Anstieg abgewürgt und einen Stau verursacht hatte.

Peter Sagan: Der slowakische "Rockstar" war einst der schillerndste Profi im Radsport und der wohl beste Allrounder der Welt - auf seiner Abschiedstour aber fuhr der 33-Jährige nur hinterher. Der dreifache Weltmeister (2015, 16, 17) konnte an seine Heldentaten früherer Jahre, die er unter anderem im Trikot von Bora-hansgrohe vollbrachte, in keinster Weise anknüpfen.

Mark Cavendish: Zugegeben, den britischen Altmeister als Verlierer der Tour zu bezeichnen, fällt ein wenig schwer. Doch sein großes Ziel, sich mit seinem 35. Tageserfolg zum alleinigen Rekord-Etappensieger der Tour aufzuschwingen, hat Sprinterlegende Cavendish nunmal verpasst - auf ganz bittere Art und Weise. Einen Tag nachdem er mit Rang zwei auf der siebten Etappe extrem nah dran war, brach er sich bei einem Sturz das Schlüsselbein. Es war das dramatische Ende seiner letzten Rundfahrt - sofern sich Cavendish das mit dem Karriereende 2023 nicht doch noch einmal überlegt.

SID lk cl

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