Thema des Tages: Würdig

Eddy Merckx brachte es auf den Punkt - und wer will einem wie ihm schon widersprechen? "Das war eine fabelhafte Tour de France, ein mitreißendes Rennen", sagte die belgische Ikone Merckx, der wohl bedeutendste Radprofi der Geschichte. Drei Wochen lang schrieben die Fahrer Helden- und Leidensgeschichten, es gab Erfolge und Enttäuschungen, den Durchbruch von Top-Talenten und den Abschied alter Stars.

Nichts begeisterte aber so sehr wie das Duell zwischen Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar. In Vorjahressieger Vingegaard haben dieses und die gesamte 110. Frankreich-Rundfahrt einen würdigen Sieger gefunden. Wer auf Pogacar, den derzeit wohl komplettesten Radprofi im Feld, trotz andauernder Attacken letztlich mehr als sieben Minuten Vorsprung hinausfährt, hat das Gelbe Trikot verdient.

Skepsis ist angebracht. Der Radsport hat über zu viele Generationen hinweg böse Überraschungen erlebt und die Zweifel an Top-Leistungen selbst zu verantworten. Fairness ist dennoch geboten. Gegen Vingegaard liegt kein begründeter Doping-Verdacht vor. Der Däne hat einen Vertrauensvorschuss verdient, auch wenn Leistungen wie beim Bergzeitfahren leichte Bauchschmerzen verursachen.

Die sieben deutschen Fahrer, von denen fünf Paris erreichten, können auch ohne den erhofften Etappensieg insgesamt zufrieden sein. Bei vier Top-3-Platzierungen war ein Tageserfolg zumindest greifbar.

Wäre dieser gelungen, hätte das nicht über eine bereits bekannte Tatsache hinweggetäuscht: Die Zeit der Seriensiege, für die einst Fahrer wie Marcel Kittel und Andre Greipel sorgten, ist vorerst vorbei. Mehrere Etappensiege in einem Jahr könnten aber schon 2024 folgen. Sprinter Phil Bauhaus zählte schon dieses Mal zu den Besten, auch potenzielle Siegfahrer wie Lennard Kämna oder Max Schachmann sind im nächsten Jahr womöglich wieder dabei.

SID re ml

An unhandled error has occurred. Reload 🗙