Emotionale Popp führt DFB-Frauen zum WM-Traumstart - und "telefoniert nach Hause"

6:0 gegen Marokko: Angeführt von Torgarantin Alexandra Popp sind die deutschen Fußballerinnen perfekt in die WM gestartet. Popp widmete ihre Tore ihrem verstorbenen Vater.

Melbourne (SID) Alexandra Popp war sichtlich angefasst - die Torgigantin konnte ihr Gefühlschaos nach dem WM-Traumstart der deutschen Fußballerinen nicht verbergen. "Ich telefoniere in dem Sinne auch nach Hause", erklärte Popp ihren emotionalen "E.T."-Jubel inklusive Gruß gen Himmel, mit dem sie ihres verstorbenen Papas gedachte: "Es geht auch um Menschen, die nicht mehr unter uns sind, die wichtig waren. Derjenige, der abgenommen hat, ist mein Vater."

Zuvor hatte die Kapitänin den Vize-Europameister mit zwei Treffern zu einem beeindruckenden 6:0 (2:0) gegen den Debütanten Marokko geführt und die Hoffnung auf den dritten Stern geschürt. Von einem "Hammer-Auftakt" schrieb Außenministerin Annalena Baerbock bei ihrem Glückwunsch. Durch den bislang höchsten Sieg bei der Endrunde "Down Under" waren die Sorgen nach den schwachen Auftritten des zweimaligen Weltmeisters in der Vorbereitung mit einem Mal verflogen.

"Zu 'Poppi' mit ihren zwei Toren, da muss man nichts mehr zu sagen. Das ist ihre Qualität. Das löst auch was bei den nächsten Gegnern aus. Das tut ihr und der Mannschaft gut", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, deren Mannschaft die Ausfälle von Abräumerin Lena Oberdorf (Oberschenkel) und Abwehrchefin Marina Hegering (Fersenprellung) problemlos kompensieren konnte: "Alexandra Popp ist ein Leader, eine Spielführerin, wie man sie sich nicht besser wünschen kann."

Popp zweimal per Kopf (11. und 39.), Klara Bühl (46.) und Lea Schüller (90.) trafen für Deutschland vor 27.256 Zuschauern im Rectangular Stadium von Melbourne, hinzu kamen Eigentore von Ait El Haj (54.) und Zineb Redouani (79.). Die Deutschen, die nach einer Nacht in Melbourne am Dienstagnachmittag zurück ins Teamquartier nach Wyong reisen, haben durch den Sieg ihre weiße Weste behalten: Auch im neunten WM-Auftaktspiel blieb die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ungeschlagen.

"Dass ich mit den beiden ersten Toren die Mannschaft in Sicherheit bringen konnte, freut mich natürlich", äußerte die 32 Jahre alte Popp, die nach Abpfiff als Spielerin der Partie ausgezeichnet wurde: "Beim ersten Spiel so eine Stimmung - das ist die WM. Das spürt man, da wird man getragen - so macht Fußballspielen Spaß."

Einen Spaß erlaubte sich auch Oberdorf mit ihrer Kapitänin, die mit nunmehr 64 Treffern zur drittbesten deutschen Torschützin der Geschichte aufgestiegen ist. "Das war eine solide Leistung von der Frau Popp", sagte die Mittelfeldspielerin mit einem Augenzwinkern: "Wir wissen um 'Poppis' Stärke vor allen beim Kopfball. Von daher hat sie das gemacht, was wir von ihr erwartet haben."

Etwas ernster war Merle Frohms bei der Würdigung Popps, die mittlerweile fünf WM- und sechs EM-Treffer auf dem Konto hat. "Wer wäre nicht froh, 'Poppi' in der eigenen Mannschaft zu haben? Sie ist eine brutale Macht da vorne im Sechzehner", sagte die deutsche Torhüterin: "Sie ist eiskalt. Jeder Gegner hat großen Respekt vor ihr."

Das galt auch für Marokko. Der Vize-Afrikameister, der sich als erstes arabisches Team für eine Frauen-WM qualifiziert hatte, war kein echter Prüfstein für die Deutschen. Das Ergebnis hätte weitaus höher ausfallen können. "Wir sind voll da - das sollen die Leute zu Hause merken", freute sich Lina Magull.

Im zweiten Gruppenspiel trifft Deutschland am Sonntag auf Kolumbien (11.30 Uhr MESZ/ARD), zum Abschluss der Vorrunde wartet am 3. August die Mannschaft aus Südkorea. Nach den miserablen Auftritten der Männer und der U21 ruhen die Hoffnungen der ganzen Fußballnation auf den Frauen, die in Australien und Neuseeland weiterkommen sollen als vor vier Jahren. Damals war das Viertelfinale die Endstation.

SID as er

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